Ziele

Mit allen Sinnen


Deutsche Sprache

Das Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift ist das wichtigste Ziel eines inklusiven Deutsch-Unterrichts. Dieses Ziel können die Kinder in unterschiedlicher Zeit erreichen, je nach Alter, Voraussetzungen und Lernvermögen des Einzelnen.

Schüler ganz ohne Deutschkenntnisse

können in vergleichweise kurzer Zeit die deutsche Sprache komprimiert, dennoch mit ausgedehnten Übungs- und Automatisierungsphasen erlernen.

Schüler mit Vorkenntnissen in Deutsch

können gezielt einzelne Kapitel der deutschen Sprache aufarbeiten, die ihnen besonders schwer fallen. Für Schüler mit Vorkenntnissen ist nicht zwangsläufig anzustreben, im Förderunterricht parallel zum Fachunterricht zu arbeiten.


Ähnliches gilt für deutsche Schüler. Sie haben die Möglichkeit, gezielt Übungs- und Trainingsphasen nachzuholen, Defizite aufzuarbeiten, um die Weiterarbeit in der Sekundarstufe erst zu ermöglichen oder auf belastbare Grundlagen zu stellen.

 

 

Lernen lernen

Bis Spracherwerb oder eine Verbesserung der Deutschkenntnisse überhaupt möglich sind, müssen mit vielen Kindern zunächst Arbeitsdisziplin und Lernen eingeübt werden. Ohne ein Mindestmaß an Regelakzeptanz, individuellen Lernstrategien und Konzentration kann nicht gearbeitet werden.
Einige Kinder wehren sich anfangs gegen die selbständige Arbeitsweise im Förderunterricht. Sie sind es nicht gewöhnt, selbst tätig zu werden, Verantwortung für ihr eigenes Tun zu übernehmen. Wer aus einem sehr autoritär geführten Schulsystem stammt, hat gelernt Befehlsempfänger zu sein statt Interessen zu entwickeln. Im Förderunterricht dagegen wird von Anfang an eigenes Denken verlangt. Selbst Grammatikübungen mit vielen Wiederholungen verlangen von den Kindern, immer wieder neue Wörter zu benutzen, in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, eigene Ideen einfließen zu lassen. Arbeit wie am Fließband ist nicht gefragt.
Um sich auf das Lernen einlassen zu können, brauchen die Kinder unterschiedlich viel Zeit.
Trotz fester Regeln und Grenzen macht eigenständiges Lernen und die Freiheit des Denkens einigen Kindern Angst. In den Herkunftsländern ist der Unterricht auch heute noch sehr autoritär gestaltet und für die Kinder sind Gewalterfahrungen an der Tagesordnung. Die Angst vor Schule an sich lässt vielfältige Abwehrmechanismen zutage treten.
Für einzelne Schüler bleibt daher über lange Zeit unser einziges Ziel, sie grundlegend lern- und schulfähig werden zu lassen, indem wir ihnen die Angst nehmen.


Mathematik

Zahlreiche Schüler müssen ihre rudimentären Mathematikkenntnisse grundlegend aufarbeiten. Besonders nach unterbrochenem Schulbesuch sind ehemals vorhandene Kenntnisse vergessen oder nicht mehr trainiert worden. Auch heute noch kommen immer wieder Kinder, die nie oder jahrelang nicht zur Schule gegangen sind. Besonders in Mathematik fehlen ihnen Grundkenntnisse. Viele Kinder haben die grundlegenden Inhalte und Qualifikationen vergessen. Es gilt, Begriffe, Grundrechenarten, Zusammenhänge in der neuen Sprache aufzufrischen oder erst zu erarbeiten, bevor an eine zielgleiche Mitarbeit im Mathematikunterricht der jeweiligen Jahrgangsstufe zu denken ist. Diese Schüler nehmen für eine gewisse Zeit nicht am Mathematikunterricht der Klasse teil. Parallel zur Deutschförderung müssen dann systematisch Mathematikkenntnisse aufgearbeitet werden.

   
Allgemeinbildung

Wichtig ist eine Einordnung des Sprachunterrichts in einen allgemeinbildenden Gesamtzusammenhang. Immer wieder regt das Lernmaterial an, allgemeine Themen zu erarbeiten. Schüler aus verschiedenen Klassen, mit sehr unterschiedlichem Sprachstand und durchaus auch divergierender Weltanschauung beschäftigen sich gemeinsam mit Bausteinen eines grundlegenden Allgemeinwissens.

Maßstab zur Klärung von Streitfragen ist der aktuelle - ggf. aus der Geschichte erklärte - Stand der Wissenschaft. Er ist Maßstab und Konsens nach dem Motto:
„Man darf nicht verurteilen, was man nicht sicher anders nach aktuellem Stand der Wissenschaft belegen kann!“ oder
„Solange wir es nicht besser wissen, können wir es nur so erklären. Du kannst es später selbst erforschen!”

Anhand verschiedener Anschauungsmaterialien vom Globus über Modelle bis hin zu Erdzeitalter-Ketten u.a. können im spontanen Gespräch viele Schüler einbezogen werden. Mit Hilfe des Wörterbuches und übersetzender Schüler sind die meisten Kinder in der Lage, auch komplexe Themen gemeinsam zu erarbeiten.
Dazu stehen ihnen Hilfsmittel wie Lexika oder Sach- und Fachbücher zur Verfügung, deren Benutzung sie aus aktuellem Interesse fast selbständig erlernen.
Die Schüler sollen befähigt werden, sich selbst Informationen zu beschaffen, diese zu bewerten und einzuordnen, sich eine eigene Meinung zu bilden, diese sachlich zu begründen und zu vertreten.
Die Neugier auf die Welt zu wecken ist eine wichtige Aufgabe des Integrationshilfe-Unterrichts. Nur wer weiß, wie er zu Wissen kommt, nur wer sich grundsätzlich mit dem Dasein auseinander setzt, wird in der Lage sein, sich verantwortlich in Gesellschaft und Umwelt zu verhalten.

Viele Themen tauchen - genauso ungeordnet und unvermittelt wie aufgelistet - immer wieder auf: 
Wie entstehen Tag und Nacht?
Wie entsteht das Wetter?
Was sind Säugetiere?
Wie viel ist ein Meter?
Was sind Pinguine?
Warum mögen Schweine Dreck?
Wie viele Religionen gibt es?
Wie funktioniert ein Erdbeben?
Wer hat Amerika entdeckt?
Wann beginnt die Zeitrechnung im Islam?
Wie entstand der Mensch?
Warum hat der Februar dieses Jahr 29 Tage?
Können Tiere denken?
Was ist der Unterschied zwischen Tier und Mensch?
Haben Mohammed und mein Großvater gleichzeitig gelebt?
Wie entstehen Steine?
Sind Tiere böse?
Nicht zuletzt: Woher kommt der Mensch?

Auf den ersten Blick banale Fragen.
Viele Kinder entdecken aber erst im Förderunterricht, dass man überhaupt über solche Dinge nachdenken kann!


Soziales Lernen

Über die Unterrichtsinhalte hinaus sollen die Schüler Toleranz und soziales Miteinander erleben, um  Verhaltensweisen zu erproben und ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden. Das Bewusstsein von der Relativität weltanschaulich geprägter Vorgaben wie auch das Hinterfragen von Motivationen  soll den Schülern eine Basis bieten, eigenverantwortlich in der Gesellschaft zu handeln.
Praktika, Aktionen und Stadtteilarbeit sind  wichtige Bausteine des sozialen Lernens.
Selbst Schüler, die vor dem Hintergrund ihrer eigenen Kultur nicht darauf vorbereitet sind, aktiv Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen, wachsen über sich selbst hinaus und engagieren aus innerem Antrieb sich für Ideen, Mitmenschen oder Mitgeschöpfe.


Hilfe zur Selbstständigkeit

Die Förderung der Selbständigkeit beinhaltet in erster Linie die Vermittlung von Arbeitsstrategien und einer Freiheit des Denkens, die kompetentes und verantwortungsbewusstes eigenes Tun erst ermöglichen.
Die Schüler lernen, selbständig Fragen zu stellen und Antworten zu finden!

Die Schüler lernen kombinieren, logisches Denken, eigene Ideen einbringen, Schemata erkennen, nachschlagen, konzentriert arbeiten, systematisch arbeiten, über Sinn nachdenken, die Verwendung des Gelernten reflektieren, Gelerntes anwenden, ungezwungen Deutsch sprechen, aus Fehlern lernen, viele Varianten durchdenken, abstrakte Ziele verfolgen, Probleme lösen, Hilfe suchen, Fragen stellen, Zusammenhänge herstellen, einander begegnen, sich mit Inhalten auseinander setzen, Meinungen formulieren, Begründungen finden, Rücksicht nehmen, einander helfen, Inhalte erklären, Inhalte reflektieren, weiterdenken...