Integrationshilfe-Förderung

 

 

Die Kinder kommen heute aus allen Teilen der Welt in einer Schule zusammen.
Sie haben sehr unterschiedliche Lebensgeschichten und Lerngeschichten.
Lehrer und Schüler verstehen einander oft nur bedingt, die Kulturen, Lebenserfahrungen, Bildungswege und Lebensentwürfe sind sehr verschieden.

Mit Einflüssen aus aller Welt ändert sich auch die Schule.
Schule kann nicht mehr eine standardisierte Institution sein, deren Varianten bestenfalls der Persönlichkeit der Lehrer folgen.
Schule soll und muss heute individuell sein, will sie nicht scheitern.
Sie soll individuell fördern, individuell bilden, Individuen heranbilden, Individualität unterstützen. Das alles geht nur in einer Gemeinschaft, in der alle an einem großen Ziel arbeiten - der gleichberechtigten Teilhabe aller Bürger an der Gesellschaft.

In einer von höchstmöglicher Flexibilität geprägten globalen Gesellschaft sind vielfältige Schulkarrieren mit wenig gesichertem Eingangsstandard bei Eintritt in die Sekundarstufe die Regel.

Kinder deutscher Herkunft

weisen trotz bestem Bemühen ihrer Lehrer in der Primarstufe oftmals grundlegende Lücken im Lernstoff auf.
Kinder aus bildungsfernen Schichten

konnten ihre Potentiale nicht entfalten. Hier stellt man grundlegende Defizite fest, die sehr früh entstanden und im Rahmen des täglichen Unterrichts der Sekundarstufe kaum zeitnah zu beheben sind.
Kinder aus Familien mit fremder Muttersprache

lernen trotz Besuch einer deutschen Grundschule nicht immer ausreichend Deutsch, um in der Sekundarstufe mithalten zu können. Sie vermissen Erfolgserlebnisse und sind seit Jahren frustriert, holen sich Anerkennung auf anderem, nicht immer konstruktivem Wege.
Kinder und Jugendliche, die erst nach der Grundschulzeit

nach Deutschland übersiedeln, müssen die Sprache noch grundlegend in Wort und Schrift lernen.


Besonders Schüler der letzten Gruppe haben sehr unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen. Auch heute noch kommen immer wieder Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen bisher keine Schule besuchten.
Immer muss auch mit massiven Traumatisierungen gerechnet werden.

Unter den Schülern können sowohl Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten als auch Kindersoldaten sein. Es gibt Kinder, die ihre ganze Familie verloren haben. Es gibt Jugendliche, die Kampfgeschehen ansehen oder selbst an Kampfkommandos teilnehmen mussten. Auch auf die psychischen Folgen  religiöser und pseudoreligiöser  Rituale und auf den Einfluss extremistischen Gedankengutes sollte eine inklusiv arbeitende Schule gefasst sein.

 

Um Anzeichen solcher Prägungen rechtzeitig erkennen und ggf. therapeutische und ärztliche Hilfe organisieren zu können, muss das Personal an Schulen auf diese  potentiellen Problematiken gefasst und vorbereitet sein.
Nur eine starke, ehrliche Willkommens-Atmosphäre und eine grundlegende Vertrauensarbeit kann betroffene Schüler veranlassen, sich zu öffnen, die Existenz ihrer Probleme offen zu legen und schließlich  Hilfe anzunehmen.

Ähnliches gilt für Familien, die sich wohl bewusst sind, dass ihre Kinder Behinderungen haben, dies aber nicht wahrhaben wollen oder durften. Auch hier ist grundlegendes Vertrauen zu den Lehrkräften die wichtigste Basis, um Eltern und Kinder mit ins Boot zu holen und adäquate Förderung für jedes Kind möglich zu machen.


Eine inklusiv arbeitende Schule will all diesen Kindern gerecht werden.
Unterricht im klassischen Sinne ist für viele Schüler zunächst gar nicht möglich.
Es müssen vorher Voraussetzungen geschaffen werden, damit Lernen überhaupt möglich wird.
Für das eine Kind kann das bedeuten, zunächst oder parallel psychologisch oder therapeutisch behandelt zu werden, für das andere Kind kann der Schlüssel im Aufbrechen jahrelanger Vermeidungsstrategien liegen.
Die Kinder brauchen sehr unterschiedlich lange Zeit, um sich auf ihr neues Leben, die neuen Bezugspersonen einzulassen. Einige erzählen nach wenigen Stunden von ihrem Leben, andere brauchen dazu Jahre.

Es müssen Räume und Zeiten geschaffen werden, um Spracherwerb und persönliche Entwicklung langfristig zu ermöglichen.

Viele Ideen und Ansätze aus der Montessori-Pädagogik sind geeignet, Kindern mit vielfältiger  und oft außergewöhnlicher Persönlichkeit eine Heimat und eine Zukunft zu geben.